Sexuelle Vorlieben kommunizieren lernen – „Fesselndes“ Interview mit Marko vom Maskenfreunds-Blog
Sexuelle Vorlieben („Kinks“) gibt es viele, nur wird darüber zu selten gesprochen. Der Wunsch, eine andere sexuelle Seite auszuleben, ist regelmäßig der Grund für Fremdgehen. Einfach aus der Angst, den Partner mit den eigenen Wünschen vor den Kopf zu stoßen.
Bei Marko von maskenfreunds-blog.de ist es anders: Er hat mit seiner Partnerin zusammen entdeckt, dass Erotik wortwörtlich fesselnd sein kann und beiden Spaß macht. Dazu hat Marko einen Fragebogen für Paare entwickelt, mit dem ganz spielerisch die unterschiedlichen sexuellen Vorlieben „aufgedeckt“ werden können. Wir haben Marko interviewt, um mehr über seine Vorliebe für Fesseln und Masken, sowie ihn als Person zu erfahren. Beginnen wir mit einer Selbstvorstellung von Marko.
Ich über mich…
Ihr fragt euch sicherlich, wie ich dazu gekommen bin einen solchen Blog zu erstellen und zu betreiben?
Nun, ich selber mag den Zweig der Fesselnden-Erotik sehr gerne. Es ist für mich sehr schön, das Sexleben mit den einen oder anderen fesselnden Spielchen aufzufrischen. Man kann meine Sexuelle-Vorliebe auch mit dem Begriff „Englisch“ bezeichnen. Dahinter verbirgt sich die Einengung von Bewegung oder Einschränkung von Sehen, Hören, Tasten. All das ohne Schmerzen, also Vorstufe zu BDSM. Früher bekannt als „Flagellieren“ oder „Spanking“ (hauen, leichte Schläge), kurz gesagt „leichtes“ oder „soft – BDSM“.
Meine Frau hat auch Gefallen daran gefunden und somit frischen wir unser Liebesleben mit den einen oder anderen Fesselspielchen auf. Viele denken bei „Fesselspiele“ gleich an Leder, Gummi, Latex und Dominas, dunkle Räume und Schmerzen, sprich, sie denken gleich an BSDM. Eigentlich finde ich das sehr schade, dass man von der Gesellschaft gleich in eine Schublade gesteckt wird, egal was man mag oder macht. Solange es zu Hause in den eigenen vier Wänden und alles auch noch im gegenseitigen Einverständnis passiert, ist doch nichts Schlimmes daran.
Für mich und meine Frau gibt es auch klare Grenzen, die keiner von uns überschreitet. Wir machen es getreu dem Motto „Alles kann, nichts muss!“. Wir sind nun seit über 25 Jahren glücklich verheiratet und genießen den Sex mal mit Masken und Fesseln und mal ohne. Wir sind der Meinung, dass es auf die richtige Mischung ankommt. Es ist etwas Wunderbares seinen Partner so weit in seinen Bewegungen einzuschränken, dass ihm nichts anderes übrig bleibt als „wehrlos“ zu genießen.
Selbstverständlich steht das Vertrauen an oberster Position und ohne das geht schon mal gar nichts. Aber wenn man seinen Partner wirklich vertraut, und mal wieder etwas frischen Wind ins Schlafzimmer bekommen möchte, kann man diese Spielart der Lust ohne weiteres Mal ausprobieren. Man sollte nur dabei bedenken, dass es sich bei den Fesselspielen genauso verhält wie mit allen anderen Dingen. Wenn man es zu oft macht, kommt genauso eine Routine rein wie bei allem anderen und es macht auf die Dauer keinen Spaß mehr. Hier heißt es auch, weniger ist (manchmal) mehr.
Wann hast du festgestellt, dass, wie du es nennst „Leichtes BDSM“, dein Kink ist?
Meinen „Kink“ fürs Fesseln und Masken habe ich in während meiner Pubertät für mich entdeckt. Zu Beginn dieser Zeit fangen ja die Hormone an zu arbeiten und man merkt, dass man sich verändert. Es kommen plötzlich Gefühle in einem Hoch, die man zuvor noch nie hatte. Ich war schon seit frühster Kindheit irgendwie fasziniert von Kopfhörern und Masken … auch beim „Cowboy und Indianer“ Spielen im Wald, war es für mich immer ein schönes Gefühl gewesen, wenn ich an einem Baum gefesselt wurde. Anfangs habe ich mir dabei nichts weiter gedacht und habe einfach nur das Spiel genossen.
Später, als dann die Pubertät so richtig losgegangen war, habe ich mich immer mehr für das weibliche Geschlecht interessiert und fühlt mich auch zu denen hingezogen. Damals gab es das Internet noch nicht und wir mussten uns mit Zeitschriften oder „gewissen Heftchen“ begnügen … :)
Beim Anblick verschiedener Bildern von Frauen, die eine Augenmaske getragen haben oder gar gefesselt waren, habe ich immer wieder ein sexuelles Verlangen in mir drinnen verspürt bis hin zu einer Erektion, die ich dann bekommen habe. Auch beim Anschauen von Filmen, in denen Frauen gekidnappt und gefesselt sowie geknebelt wurden, hat eine Erektion bei mir ausgelöst.
Anfangs wusste ich davon mal so gar nichts anzufangen, bis ich die Masturbation für mich entdeckt habe. Sich selber zu befriedigen, war für mich schon unheimlich schön. Wie ich dazu mir noch die Bilder von gefesselten Frauen angeschaut hatte, war das Gefühl dabei um so viel besser und der Orgasmus noch viel heftiger und intensiver als sonst. Da wusste ich, dass ich wohl eine sexuelle Vorliebe in mir habe, die wohl nicht jeder hat.
Wie ich ja schon zu Anfang erwähnt hatte, gab es das Internet damals noch nicht. Man konnte sich also nicht mit anderen austauschen bzw. sich weiter über seine Gefühle informieren. Daher war es für mich sehr schwer gewesen, mit diesen Gefühlen klarzukommen. Mittlerweile weiß ich, dass meine Neigung (Kink) nichts Schlimmes ist und dass man diesen auch ausleben soll.
Hast du Tipps, wie man mit dem Partner über eigene Vorlieben sprechen kann?
Das Wichtigste, was ich gelernt habe, in einer Beziehung ist miteinander reden. Nur wenn man miteinander redet, kann man Dinge klären und Missverständnisse aus der Welt schaffen. Leider ist es aber nicht so einfach über bestimmte Dinge zu reden, insbesondere wenn der Gegenüber bereits signalisiert hat, dass das Thema ihm unangenehm ist und er nicht gerne darüber reden möchte. Das ist dann schon eine etwas blöde Situation.
Ich kann nur sagen, dass man nicht unbedingt mit der Türe uns Haus fallen sollte, von wegen „Hör mal, ich stehe total auf Bondage und ich möchte, dass du mich streng fesselst und mich dann mal so richtig rannimmst“. Das ist keine gute Idee und man stößt dem anderen damit ziemlich von dem Kopf. Gerade wenn der andere noch nichts von seinen Vorlieben weis bzw. damit noch nicht so richtig klarkommt.
Man sollte behutsam an die Sache herangehen. Am besten ist es, wenn man es an einem neutralen Ort macht, wie zum Beispiel im Urlaub? Oder man kann es auch zu Hause besprechen. Dabei sollte man für eine schöne und entspannende Situation sorgen. Im Winter kann man sich und für seinen Partner einen leckeren Kakao mit Sahne machen und sich dann gemeinsam auf der Couch mit einer Decke einkuscheln oder im Sommer am Abend auf dem Balkon mit einem schönen Glas Wein, oder einer leckeren, erfrischenden Limonade es sich gemeinsam gemütlich machen.
Dann kann man ja das Gespräch entweder auf seine sexuellen Vorlieben und Wünsche hinlenken oder es einfach behutsam ansprechen. Natürlich sollte man nicht nur auf seine eigenen Wünsche und Vorlieben eingehen und diese auch vehement verteidigen, man muss auch die Gefühle und Wünsche des anderen berücksichtigen und akzeptieren.
Am besten ist es auch, dem anderen Versuchen zu erklären, warum und wieso es gerade so erregend ist, wenn zum Beispiel der Partner gefesselt ist und dabei noch eine Augenmaske trägt. Und mal sollte dem anderen nie das Gefühl geben, dass er dabei nur „benutzt“ oder gar „ausgenutzt“ wird. Man sollte ihm immer ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben.
Weiterhin sollte man auch die Wünsche und Gefühle des anderen nicht verletzten, in dem man ihn auslacht oder alles ins Lächerliche zieht. Gerade wenn man selber nicht so viel mit den Wünschen und Vorlieben des anderen anfangen kann, sollte man diesen zumindest mal die Chance geben. Wer weiß, vielleicht gefällt es ja einem selber auch? Dennoch sollte man auch die Grenzen des anderen respektieren und ein „Nein“ auch als Nein akzeptieren, auch wenn es einem selber schwerfällt ein solches zu akzeptieren. Aber, vielleicht gibt es dann ja noch die Möglichkeit, gemeinsam einen Kompromiss zu entwickeln?
Was war der Anlass für dich, den „Sex Partnerfragebogen“ zu entwickeln?
Ich selber war auch in der Situation gewesen, um über meine Gefühle beim Sex zu sprechen. Ich habe gemerkt, dass es für mich auch nicht einfach war darüber zu sprechen bzw. ein Gespräch mit meiner Frau zu suchen. Es kam dann auch das erste Buch der „Fifty Shades of Grey“ Reihe heraus und auf meiner damaligen Webseite, die noch kein Blog war, konnte ich immer mehr Besucher registrieren, die sich auch für die wunderbare Welt des „Fessel-Sex“ interessiert haben, ohne gleich in den Bereich „BDSM“ zu wechseln.
Damals hatte ich noch ein Gästebuch gehabt, in dem sich viele Besucher verewigt und sich auch für meine Gedanken und Anregungen zu diesem Thema bedankt hatten. Viele haben auch geschrieben, dass sie sich zwar für das Thema „Fessel-Sex“ interessieren, sich aber nicht so trauen, es auch bei seinem Partner anzusprechen. Dabei kam mir dann die Idee einen Partner-Fragebogen zu erstellen, der sich nur mit dem Thema Sex und sexuelle Vorlieben widmet. Der Fragebogen ist hier zu finden.
Welches Feedback hast du zu deinen Fragebögen bekommen?
Anfangs, wo ich noch ein Gästebuch hatte, hatte ich mehr Feedback erhalten, als heute, aber es war immer durchweg positiv und viele haben sich auch für die Fragebögen und für meine Webseite / Blog bedankt. Einigen von denen habe ich neue Wege aufgezeigt, wie man sein Sexleben etwas „auffrischen“ kann.
Welche deiner Beiträge sollte jeder gelesen haben?
Ich kann jedem, der sich in die Welt des Fesselsex bewegen möchte, meinen Beitrag „Sicherheit beim Fesseln“ und „Die 6 Goldene Regeln beim Fesselsex“ wärmstens ans Herz legen. Ich möchte keine Angst machen, aber man sollte wissen, was man tut und wo evtl. Gefahren liegen … Schließlich möchte man ja auch Spaß haben und nicht sich oder den Partner verletzen.